Der Gams-Bestand in Deutschland ist besorgniserregend – jetzt ganz offiziell. Als das Bundesamt für Naturschutz am 8. Oktober die aktuelle Fassung der Roten Liste Deutschlands vorstellte, war erstmals auch die Gams darauf vertreten. „Das ist ein alarmierendes Zeichen“, sagt Dr. Manfred Ziegler, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Kempten und fühlt sich bestätigt: „Bereits vor einem Jahr haben wir mit der Kampagne für den Erhalt der Kürnacher-Gams auf diese Bedrohung hingewiesen.“
Als einer der größten Naturschätze Bayerns stehe die Gams wie kein anderes Tier für unser Bundesland, so Dr. Ziegler weiter. „Ihre Aufnahme in die Vorwarnliste der Roten Liste bestätigt, was wir vom Kreisjagdverband Kempten bereits seit Jahren predigen: Dass es nicht spurlos an einer Tierart vorbeigeht, wenn jahrelang Einzelinteressen über die nachhaltige Nutzung von Wildtieren gestellt werden.“
Durch die Gamsvorkommen in der Kürnach hat das Thema im Raum Kempten einen besonderen Stellenwert. Das hat sich bereits letztes Jahr gezeigt: Die erhöhte Abschusszahl der Gams auf dem Abschussplan für die Kürnacher Jagdgebiete führte zu großen Diskussionen. Zu Recht, wie Dr. Ziegler anmerkt. Schließlich sollten ab dem 1. August 2019 mit 28 Gämsen dreimal (!) so viele Tiere abgeschossen werden, wie in den vorherigen Jahren. Und das, ohne zuverlässige Daten zum Bestand der Gams und der Sicherung der Gams-Population.
Dagegen sprach sich der Bayerische Jagdverband (BJV) mehrfach aus. „Auch wir in Kempten haben das nicht widerstandslos zugelassen und zusammen mit dem Verein Wildes Bayern die Kampagne „Gämsenretter“ gestartet. Ziel war und ist es, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass die Gams in der Kürnach um ihr Leben kämpfen müssen – und das jeden Tag aufs Neue.“ Um dies deutlich zu machen, hätten sie das Kampagnenmotto „Die Gämse stirbt und du schaust zu?!“ gewählt. „Denn genau das ist es, was man tut, wenn man sich nicht aktiv für den Erhalt der Gams einsetzt“, so Dr. Ziegler. Die Kampagne habe für großen Zuspruch gesorgt, 1.500 Personen hätten die Petition unterschrieben. Auch in den Medien wurde vielfach darüber berichtet. So sendete der Bayerische Rundfunk einen Beitrag im Fernsehen und auch die Allgäuer Zeitung berichtete exklusiv.
„Unser Engagement hat Wirkung gezeigt: Nun soll ein Monitoring-Programm eingeführt werden, um Grundlagen für den weiteren Umgang mit den Gämsen in der Kürnach zu liefern“, gibt der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes die weitere Zielrichtung vor und merkt an, dass dies auch höchste Zeit werde. Denn die Aufnahme der Gams in die Rote Liste bestätige, dass der Gams-Bestand in Deutschland auf ein erschreckend niedriges Niveau gefallen sei. Zwar trage die Tierart aktuell den Vermerk „V = Vorwarnliste“, was bedeutet, dass der Bestand der Tiere im Moment noch nicht gefährdet sei. Das Bundesamt für Naturschutz vermerke aber auch, dass sich die Einstufung der Gams im Vergleich zur letzten Roten Liste aus 2009 verschlechtert habe und dies in den nächsten zehn Jahren weiterhin tun könnte. „Darauf können wir es nicht ankommen lassen. Wir dürfen nicht warten, bis die Gams offiziell gefährdet ist. Wir müssen jetzt handeln.“
Daher habe der Kreisjagdverband Kempten entschieden, den Verein Wildes Bayern auch bei seiner aktuellen Kampagne zu unterstützen: Unter dem Titel „Rettet die Gams“ fordert Wildes Bayern ein Monitoring-Programm für die Gams in Bayern. Noch bis Ende November werden dafür Unterschriften auf Change.org gesammelt. Aktuell haben knapp 19.000 Menschen unterschrieben: https://www.change.org/RettetdieGams